SE-Reifegradmodell

Ziel

Das SE-Reifegradmodell hilft, den aktuellen IST-Zustand eines Unternehmens in Bezug auf die Umsetzung von Systems Engineering-Aktivitäten zu bestimmen. Es beinhaltet die Analyse des Ist-Zustandes u.a. der (gelebten) SE-Prozesse und Aktivitäten sowie die Erfassung der aktuellen Anforderungen, Projekte und Aktivitäten in diesem Kontext. Dies geschieht durch die Bewertung und Klassifizierung der Systems Engineering Prozesse und Praktiken des Unternehmens anhand definierter Reifegradstufen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen können – ebenfalls auf Basis der Reifegradstufen – Ziele und damit verbundene Handlungsempfehlungen für die Einführung bzw. Optimierung von Methoden, Prozessen und Aktivitäten des Systems Engineering abgeleitet werden.

Allgemein

  • Das Reifegradmodell ist im Forschungsprojekt SE4OWL entstanden & intensiv validiert worden.
  • Es stellt damit ein Best Practice in Bezug auf die SE-Einführung dar.
  • Je nach Projektumfang ist es sinnvoll, einzelne Kategorien und Reifegradstufen projekt- und unternehmensspezifisch anzupassen.

Vorgehen

  1. Als erstes wird der aktuelle Stand bzw. SE-Reifegrad des Unternehmens bewertet, indem insgesamt 20 Handlungsfelder (innerhalb 3 Bewertungsdimensionen) untersucht und in 5 Reifegradstufen eingestuft werden. Die Einstufung erfolgt anhand der gelebten/etablierten SE-Prozesse und Tätigkeiten im Unternehmen und kann mit der Durchführung von Workshops zur SE-Prozessanalyse unterstützt werden.
  2. Aus der Lücke zwischen dem IST-Stand und dem ZIEL-Stand (der als Zukunftsszenario/SE-Vision jeweils als Reifegradstufe 5 dargestellt wird) ergeben sich Zielsetzungen und Handlungsbedarfe.
  3. Aus den erworbenen Erkenntnissen können dann konkrete Handlungsempfehlungen für die Einführung bzw. Optimierung von Systems Engineering Methoden, Prozessen und Tätigkeiten abgeleitet werden.

Beispiel

Im oberen Teil der Abbildung sind Beispiele für die einzelnen Reifegrade des Handlungsfeldes „Requirements Engineering“ dargestellt. Generell lassen sich die fünf Stufen von einer rudimentären bis hin zu einer sehr spezifischen und optimierten Fähigkeit einteilen. Im vorliegenden Beispiel (Handlungsfeld „Requirements Engineering“) werden die Reifegrade in die fünf Stufen „nicht bewusst vorhanden“ (Stufe 0), „individuell/ad hoc“ (Stufe 1), „fragmentiert“ (Stufe 2), „etabliert“ (Stufe 3) und „optimiert“ (Stufe 4) unterschieden. In diesem Zusammenhang wird eine klare Unterscheidung zwischen den Reifegraden vorgenommen, und es werden entsprechende Stufenbeschreibungen aufgenommen. Die Stufe 0 kennzeichnet beispielsweise die fehlende Anforderungsermittlung und vor allem -dokumentation im Unternehmen. Während in den Stufen 1 und 2 eine Anforderungsdokumentation teilweise (z.B. über Templates) oder weitestgehend vorhanden ist, erfolgt in der Reifegradstufe 3 die Anforderungsdokumentation und -verwaltung ganzheitlich auf Basis des Systemdenkens. Stufe 4 zeichnet sich dadurch aus, dass neben einem systematischen und strukturierten Vorgehen eine kontinuierliche Verbesserung der Ansätze und die Integration neuer Methoden erfolgt.

Input / Output

  • Unternehmens- & Arbeitsprozesse
  • Organigramme (Projekt, Unternehmen)
  • Aktueller SE-Reifegrad
  • Ziel SE-Reifegrad
  • Handlungsempfehlungen

Beteiligung

  • Systementwickler
  • Innovations-(technologie) und Strategiemanager
  • Management

Verantwortliche

  • Projektleiter

Variable Hinweise

  • Hinweise: Das Reifegradmodell kann auch eine Controlling-Funktion einnehmen. Dies ist im Paper „Implementation of Systems Engineering: A maturity-based approach“ in Zusammenhang mit dem Unternehmen HARTING AT beschrieben.
  • Stolpersteine/Nachteile: Erfordert eine unternehmensweite, als auch prozessspezifische, Sicht sowie ehrliche Einschätzungen.
  • Vorteile: Überblick über den SE-Reifegrad des Unternehmens, Ableitung von konkreten Handlungsmaßnahmen zur Einführung bzw. Optimierung von SE Aktivitäten.

Filter

  • Ziele: Prozesse bewerten, Prozesse optimieren, Ziele definieren, Schwachstellen ermitteln, Entscheidungen unterstützen, Bedarfe identifizieren.
  • Schwierigkeitsgrad: einfach.
  • Rollencluster: Projektleiter.

Weiterführende Literatur